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Soeben ist Heft 2/2016 unseres Mitteilungsblattes erschienen. Die Mitglieder der GLD haben es bereits per Post erhalten, nun steht es auch unter diesem Link zum Download zur Verfügung. In dieser Ausgabe finden Sie neben unserem umfangreichen Veranstaltungskalender spannende Berichte zu aktueller Forschung.
Weiterlesen: ARCHIV: Das neue Mitteilungsblatt ist erschienen!
So, 25. September 2016
Unter dem Motto „Gemeinsam unterwegs“ lädt der heurige Tag des Denkmals zu einer kulturgeschichtlichen Reise auf historischen Wegen und Straßen Österreichs ein: Pilgerwege, Handelsstraßen und Kellergassen dokumentieren jahrhundertealte Geschichte, zahlreiche Themenwege erschließen spezifische Denkmallandschaften. Nicht zuletzt sind architektonische Meisterleistungen wie die Großglockner-Hochalpenstraße und die Semmeringbahn auch Zeugen historischer Straßen- und Schienenbaukunst. „Gemeinsam unterwegs“ steht im übertragenen Sinn aber auch für das Zusammenwirken privater Denkmaleigentümerinnen und -eigentümer, Vereine und öffentlicher Institutionen bei der Erhaltung des Denkmalbestandes.
Nähere Informationen finden Sie unter www.tagdesdenkmals.at und in der Broschüre zum Tag des Denkmals, die alle Mitglieder der GLD bereits per Post erhalten haben.
In unserer Serie "Denk-Mal" stellen wir diesmal ein unwiederbringlich zerstörtes Kulturdenkmal vor:
Im Jahr 1838 wurden in Kobling (Haibach ob der Donau) die Reste eines römischen Wachturms freigelegt. Die zahllosen Baumaßnahmen in der Nachkriegszeit machten auch vor diesem Kulturdenkmal nicht halt. 1962 wurden die Überreste des burgus bei Baggerarbeiten weggeschoben. Leider ist es auch heute bei einigen Bauunternehmen Usus, dass archäologische Befunde/Funde nicht gemeldet, sondern einfach beseitigt werden. Wichtige Zeugen vergangener Kulturen und Wissen um unsere eigene Geschichte gehen somit unwiederbringlich verloren.
Weiterlesen: ARCHIV: Der römische Wachturm von Kobling „Roßgraben“
Dr. Georg Spiegelfeld-Schneeburg, Präsident der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege Oberösterreich (GLD) zum geplanten Abriss des Hitler-Geburtshauses in Braunau
Der geplante Abriss des Geburtshauses von Adolf Hitler macht einmal mehr den problematischen Umgang des offiziellen Österreich mit seiner Vergangenheit deutlich: Anstatt historische Verbrechen umfassend aufzuarbeiten, soll mit der Abrissbirne „vertuscht“ werden. Mit der Beugung des Denkmalschutzes und der Beseitigung dieses bauhistorischen Denkmals möchte man unangenehme Erinnerungen auslöschen. Dieses Prinzip, die baulichen Zeugnisse unbequemer Vorfahren einfach zu beseitigen, wurde in der Vergangenheit immer wieder bemüht – nicht zuletzt von Hitler selbst. Die Zerstörung des kulturellen Erbes einer ganzen Region durch den so genannten „Islamischen Staat“ muss hier als jüngstes und besonders drastisches Beispiel eines solchen Umgangs mit der Vergangenheit genannt werden.
Ungeklärt bleibt außerdem, was auf den Abriss folgen soll: Ein Neubau an diesem Ort würde das historische Straßenensemble zunichte machen. Den Standort als Park zu gestalten, würde erst recht fragwürdige Pilger anlocken. „Ewiggestrige werden auch in einer Baulücke ihr Andenken pflegen können“, so Dr. Georg Spiegelfeld-Schneeburg, Präsident der GLD. Eine Nutzung des Hauses als mahnendes Museum oder als soziale Einrichtung würde wohl jene Unbelehrbare, die Hitlers Andenken immer noch pflegen, am meisten schmerzen.
Das Beispiel der Grabungen in Neubau/Traun
Jutta Leskovar, Oberösterreichisches Landesmuseum (erschienen im Mitteilungsblatt der GLD Heft 3/2016)
Auf der Fundstelle Neubau wurden bereits in den 1930er Jahren anlässlich intensiver Schotterabbauarbeiten für den Ausbau des Hörschinger Flughafens archäologische Funde gemacht. Einige Grubenbefunde und gut datierbares Fundmaterial stammten sichtlich aus einer großen spätlatènezeitlichen Siedlung. Umfangreiche Ausgrabungen waren den damaligen auch finanziellen Umständen entsprechend nicht möglich, was sich in den folgenden Jahrzehnten nicht maßgeblich veränderte. Erst 2005/06 bzw. 2008 fand die erste größere Ausgrabung, durchgeführt im Auftrag des Bundesdenkmalamts (Heinz Gruber), statt. Auf einem 700 Meter langen und wenige Meter breiten Streifen längs der zu erweiternden Bundesstraße wurden zahlreiche Siedlungsbefunde und massenweise Keramik- und Tierknochenfunde aufgedeckt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass es sich bei Neubau um eine mindestens 15 Hektar große und vor allem planmäßig angelegte Siedlung handeln muss. Als sich im Frühjahr 2016 die Möglichkeit ergab, auf der anderen Straßenseite einen weiteren Teil dieser Siedlung zu analysieren, rechnete das Grabungsteam unter der Leitung des Oberösterreichischen Landesmuseums mit weiteren Siedlungsbefunden samt typischem Inhalt: viele Keramik- und Tierknochenfunde, einige wenige schlecht erhaltene Metallobjekte, zumeist aus Eisen.
Wichtiger Projektpartner bei dieser Grabung war als Grundbesitzer die Firma Hofinger GmbH. Ihr war die Grabung seitens des Bundesdenkmalamtes vorgeschrieben worden – ein übliches Vorgehen, wenn auf einer denkmalgeschützten Fläche eine Baumaßnahme, in diesem Falle der Bau einer Maschinenhalle, geplant ist. Es liegt auf der Hand, dass derlei kostenintensive Bauverzögerungen für keinen Bauherrn angenehm sind. Umso angenehmer war aus archäologischer Sicht die Überraschung, mit der Firma Hofinger nicht einen Partner an der Seite zu haben, der sich unwillig einer Pflicht unterzieht, sondern ganz im Gegenteil ehrliches Interesse am archäologischen Erbe und monatelanges Engagement zeigte.
Schon vor Beginn der Grabungen wurden Gespräche hinsichtlich des Fundverbleibs geführt. Die gesetzliche Lage ist eindeutig: Eine Hälfte steht dem Grundbesitzer zu, die andere Hälfte dem Finder. In diesem Fall war die Firma Hofinger als Auftraggeber der Grabung auch Finder im Sinne des Gesetzes, und somit zu 100% Eigentümer der Funde. Es wurde jedoch schon frühzeitig signalisiert, dass man das Fundmaterial gerne dem OÖ. Landesmuseum überlassen würde.
Im besten Einvernehmen startete die von der Firma Archeonova (Wolfgang Klimesch) durchgeführte Grabung. Und bereits Tag 1 brachte die große Überraschung: 44 keltische Goldmünzen wurden ausgegraben, ein Goldschatzfund, der mit Fug und Recht als Sensation zu bewerten ist. Es wäre verständlich gewesen, wenn die Firma Hofinger angesichts dieses – auch bezüglich seines materiellen Wertes nicht ganz unwesentlichen – Fundes von der vor der Grabung getroffenen Vereinbarung, das Fundmaterial dem Museum überlassen zu wollen, zurückgetreten wäre. Doch das Gegenteil war der Fall: Bereits am Tag der Auffindung wurde erneut verdeutlicht, wie wenig man am Eigentum oder an einer finanziellen Abgeltung interessiert war. Vor allem sollte das Fundmaterial einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Entsprechend fand am Ende der Ausgrabung eine Pressekonferenz statt, anlässlich der die Münzen im Schlossmuseum ausgestellt wurden. Mittlerweile wurde das gesamte Fundmaterial im Rahmen einer Schenkung dem Landesmuseum überlassen. Der Firma Hofinger und besonders ihrem Geschäftsführer, Ing. Franz Hofinger, sei für die konstruktive Zusammenarbeit im Sinne der Erhaltung eines wichtigen Teils des oberösterreichischen Kulturerbes gedankt.
In den letzten beiden Jahren wurden weitere wichtige Fundensembles, die im Rahmen von Wohnbauprojekten bzw. Firmenerweiterungen ausgegraben wurden, öffentlichen Sammlungen übertragen. Wir bedanken uns bei folgenden Firmen herzlich für Ihren verantwortungsbewussten und vorbildlichen Umgang mit dem archäologischen Erbe Oberösterreichs:
Enns:
- Büsscher & Hoffmann GmbH an das Museum Lauriacum (zugesagt)
- Eisenbeiss GmbH an das Museum Lauriacum
- Lidl Österreich GmbH an das OÖ. Landesmuseum (OÖLM)
- Wohnungs- und SiedlungsgesmbH NEUE HEIMAT Oberösterreich an das OÖLM
- WSG Gemeinnützige Wohn- und Siedlergemeinschaft RegGenmbH an das OÖLM
Hallstatt:
- Salzwelten GmbH an das OÖLM
Hörsching:
- HAGO Bauinvest Gmbh an das OÖLM
Pasching:
- LEWOG Wohnungseigentums GmbH an das OÖLM
Asten:
- Asphalt & Beton GmbH an das OÖLM
Jutta Leskovar, Stefan Traxler (im Namen des OÖ. Landesmuseums), Christian Hemmers (Gesellschaft für Archäologie in Oberösterreich)