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Traditionelle Baustoffe verstehen – anwenden – erhalten

Bildschirmfoto 2025 12 17 um 16.57.55Inmitten der Innviertler Hügel sticht ein baugeschichtliches Juwel hervor: Schloss Hackledt. Während das Gebäude seiner zukünftigen Nutzung entgegensehnt, werden behutsame Restaurierungsschritte gesetzt. Bereits vor zwei Jahren wurde das Haus durch die Absenkung des Bodenniveaus erfolgreich trockengelegt – eine wesentliche Voraussetzung für alle weiteren Maßnahmen. Derzeit erfolgen wissenschaftliche Untersuchungen der Fassadenoberflächen. Sie bilden die Grundlage für ein fachliches Format, das sich im kommenden Jahr einem Thema widmen wird: dem sachgerechten Umgang mit Kalk. Die Analysen erfassen Materialaufbau, Zuschlagstoffe, frühere Eingriffe, Schadbilder und bauphysikalische Eigenschaften. Erst danach wird entschieden, welche exemplarischen restauratorischen Schritte sinnvoll sind.

Über Jahrhunderte war Kalk ein zuverlässiger Baustoff, dessen korrekte Anwendung dauerhafte und schadensfreie Fassaden ermöglichte. Moderne Sanierungen haben jedoch häufig zu Fehlentwicklungen geführt: dichte Anstriche, zementhaltige Putze oder gut gemeinte Eingriffen beeinträchtigen die Diffusionsfähigkeit historischer Bauteile – oftmals mit erheblichen Folgeschäden. Die Wiedergewinnung von Kenntnissen zu Kalklöschen, Mörtelansätzen, geeigneten Zuschlagstoffen und zur Interpretation historischer Putzoberflächen ist daher nicht nur kulturhistorisch relevant, sondern besitzt auch eine wirtschaftliche Dimension. Fachgerecht ausgeführte Kalkarbeiten können Fassaden über Generationen erhalten; regelmäßige, materialgerechte Pflege führt zu deutlichen Kosteneinsparungen gegenüber Neuherstellungen, wie sie infolge schon eines falschen Anstrichs bereits nach wenigen Jahrzehnten notwendig werden. Gerade deshalb richtet sich der geplante Workshop, der in zwei Blöcken zu je vier Tagen im Mai 2026 stattfinden soll, an alle, die Verantwortung für Baukultur tragen: an Eigentümer historischer Gebäude, Handwerker, Bauhofmitarbeiter ebenso wie an Studierende. Für sie bietet Schloss Hackledt die seltene Gelegenheit, traditionelle Techniken nicht nur theoretisch zu verstehen, son-dern an einer authentischen Fassade unmittelbar nachzuvollziehen. Der Austausch mit erfahrenen Praktikern ermöglicht einen Wissenstransfer, der sonst kaum mehr zugänglich ist – und für die Erhaltung regionaler Baukultur entscheidend bleibt. Schloss Hackledt bietet ein ideales Untersuchungsfeld. Die erfolgte Trockenlegung und der ungenutzte Zustand erlauben es, Musterflächen anzulegen, ohne in Abläufe einzugreifen. Die Voruntersuchung dient nicht nur der Dokumentation, sondern soll eine Basis schaffen, um Wissenstransfer, handwerkliche Qualifikation und materialgerechte Denkmalpflege praxisnah zu verbinden. Der Workshop leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung von Kernkompetenzen in der Pflege und zur Entwicklung nachhaltiger Strategien im Umgang mit historischer Bausubstanz.

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